The little brown mus hroom ping pong reading room
Alec Soth & Friends
David Goldes » Anouk Kruithof » Jason Polan » Alec Soth »
Exhibition: 21 Jun – 26 Oct 2014
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
+49 (0)511-16843875
sprengel-museum@hannover-stadt.de
www.sprengel-museum.de
Tue 10-20, Wed-Sun 10-18
Alec Soth & Friends
The little brown mus hroom ping pong reading room
Alec Soth, Jason Polan, Anouk Kruithof und David Goldes
Ausstellung: 21. Juni bis 26. Oktober 2014
Eröffnung: 20. Juni 2014, 15 Uhr
Im Anschluss spricht Alec Soth zu seiner Arbeit und signiert die anlässlich der Ausstellung erscheinende Bildpublikation:
ALEC SOTH: ST. PAUL, 2014
64 Blätter à 24,1 x 33,7 cm zu 193 x 269,3 cm + Index
Duotone Offsetdruck, gestapelt in Folie verpackt
Auflage 500
Preis: 20€
Der Amerikaner Alec Soth (*1969) zählt zu den einflussreichsten Fotografen seiner Generation. Seine umfangreichen, mittels Großformatkamera entstehenden Bildserien über den amerikanischen Mittleren Westen haben die Selbstwahrnehmung der USA vor allem in den 2010er-Jahren wesentlich geprägt.
Aufgewachsen in Minnesota gelangte Soth über eine Auseinandersetzung mit Land Art, Malerei und einem Studium am Sarah Lawrence College,
Yonkers, New York, unter anderem bei Joel Sternfeldt, zur Fotografie. Seine frühe Schwarz-Weiß-Arbeit "LOOKING FOR LOVE" (1996) gibt ein berührendes Porträt des Alltags in der amerikanischen Provinz. Auch beeinflusst von den häufig an die Erfahrung des Reisens gebundenen Filmen des deutschen Regisseurs Wim Wenders begab sich Alec Soth in den folgenden Jahren immer wieder auf die Suche nach der Gegenwart der amerikanischen Gründungsmythen: Die Landschaften in seinen Bildern sind weit und erhaben. Ihre Bewohner sind eigenwillige Individualisten, die sich behaupten, wo immer sie sind.
In "BRO KEN MANUAL" (2006-2010) führt dies letztendlich zu einer Auseinandersetzung mit Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, ein Leben fern der Zivilisation zu führen beschlossen haben: Der amerikanische Traum hat seine bindende, Gemeinschaft stiftende Kraft verloren. Die besondere Bedeutung Alec Soths für die Fotografie der vergangenen 15 Jahre begründet sich allerdings nicht allein auf dieser Art fotografischer Forschungsarbeit und seiner Mitgliedschaft in der renommierten Bildagentur Magnum: Der von ihm betriebene Blog "LITTLE BROWN MUSHROOM" und die gleichnamige Publikations- und Vertriebsplattform gelten als exemplarisch für ein erweitertes Verständnis der Fotografie als Mittel kommunikativen Handelns im Zeitalter des Internets. Sie dienen Alec Soth zudem als eine Art Gegengewicht zu seinem Interesse an eremitischen Existenzen und der von ihm häufig als „beautiful loneliness in voyeurism“ thematisierten Einsamkeit des fotografischen Aktes.
Einem solchen kommunikativen, zur Teilhabe einladenden Ansatz folgt "The little brown mus hroom ping pong reading room", den Alec Soth für das Sprengel Museum Hannover kuratiert. In Zusammenarbeit mit Künstlerfreunden richtet er auf dem Museumsplatz einen Ort ein, der unterschiedlichste Angebote vereint: Eine Tischtennisplatte lädt zum spielerischen Miteinander – am Morgen nach der Eröffnung kann mit Alec Soth um den von ihm gestifteten Pokal gespielt werden.
Derweil lässt die Künstlerfreundin Anouk Kruithof (*1981) Führungskräfte des höheren Managements ihr sportliches Können demonstrieren ("PUSHUP", 2013). David Goldes (*1977) imaginiert die tänzerische Balance eines Tischtennisballs über einem Luftstrom ("GRAVITY VERSUS AIR STREAM", 2014). Jason Polan (*1982), seit Jahren und wohl noch Jahrzehnte damit beschäftigt, jeden einzelnen New Yorker zu zeichnen, steuert Tischtennisschläger bei. Eine kleine Bibliothek bietet ausgewählte Lektüre, bequeme Sitze gestatten das Verweilen.
Alec Soth selbst produzierte speziell für das Sprengel Museum Hannover eine Fotografie, die ein Tischtennismatch im nächtlichen Schneetreiben zeigt. Das große Format wird aus 64 einzelnen Blättern zusammengepinnt, liegt aber auch ‚gestapelt‘ zum Mitnehmen und Installieren an den eigenen Wänden bereit. Kleinformatige Reproduktionen historischer Fotografien wiederum erzählen von den möglichen Freuden und Komplikationen des Ping-Pong, von welligen Tischen, sportlich-schönen Männern und Frauen, Ping-Pong spielenden Tauben u. a. vereinsamt sind und dies schmerzhaft erfahren, und auf solche, die die Einsamkeit suchen, auf solche, die zutiefst von der amerikanischen Gesellschaft enttäuscht sind, und solche, die in ihr Leben mit und in der Natur als spirituell erfahren.